In den 4 Tagen, die
wir in Sydney waren, haben wir die meisten Touristenattraktionen gemacht.
Darunter die Besichtigung des Opernhauses, der Gang über die Harbour Bridge,
der Coastal Walk zwischen Bondi und Coogee Beach. Obwohl
ich das meiste schon gesehen hatte, fand ich es interessant zu sehen wie sich
Sydney zur Hochsaison verändert. In den Straßen, am Opernhaus, in den
Restaurants oder auch am Bondi Beach tummeln sich die Touristen. Als ich hier
im Oktober das erste Mal australischen Boden berührte, empfand ich Sydney zwar
als Großstadt, allerdings nicht überfüllt. In den Fußgängerzonen kann man neben
Menschen auch die etwas magere Weihnachtsdekoration sehen. Mir fällt es schon
schwer in Deutschland in Weihnachtsstimmung zu kommen, aber hier, bei
Temperaturen zwischen 20 und 30 Grad, fragt man sich warum Leute
Weihnachtsmützen aufhaben oder im Supermarkt das Lied „Last Christmas“ in der
Dauerschleif hängt. In Australien als auch in USA fängt hier Weihnachten mit
dem 25. Dezember an, Heilig Abend ist ein ganz normaler Arbeitstag.
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Uluru bei Sonnenuntergang |
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Ein australischer "Road Train" |
Am ersten Weihnachtsfeiertag erfüllte sich für mich ein
kleiner Traum: Wir flogen zum Ayers Rock (Uluru), nahe des geografischen
Mittelpunktes von Australien. Die Bevölkerungsdichte nimmt von der Küste bis
ins Landesinnere so rapide ab, dass dort nicht mehr in Personen pro
Quadratkilometer, sondern in Quadratkilometer pro Person gerechnet wird. Das
ist das sogenannte Outback, hier gibt es nicht viel. Eine Tankstelle gibt es
alle 100 Kilometer, es dauert meist ein paar Stunden bis einem ein Auto oder
ein Road Train entgegen kommt. Road Trains sind bis zu 50 Meter lange LKWs, die
den Transport und die Versorgung zwischen Ost und West, Nord und Süd und das
Outback übernehmen. Die Größe der Fahrzeuge ist beeindruckend. Man wird auch
regelmäßig über die Gefahren der „Straßenzüge“ hingewiesen: man benötigt einen
guten Kilometer um sie auf der Landstraße zu überholen; sie bremsen für kein
Känguru oder Koala auf der Straße, nicht etwa weil die Truck-Fahrer die Tiere
nicht mögen, sondern weil sie ein Gewicht von über 130 Tonnen transportieren
und die müssen erst einmal gestoppt werden. Doch was mich mehr interessierte
war der Gedanke keine andere Menschenseele im Umkreis von mehreren
Hundertkilometern um sich zu haben.
Am Dienstagmorgen ging unser Flieger von Sydney. 3 Stunden
fliegt man bis zur Mitte des roten Kontinents. Fast am Ziel angekommen, war aus
dem Flugzeugfenster auch schon der berühmte rote Fels zu sehen. Ein wenig
unnatürlich steht er da, mitten in der Wüste, wo es nur Gebüsch und Sand gibt.
348 Meter ist der Stein hoch, seine rote Farbe bekommt er durch den hohen
Eisenanteil im Sandstein. Ähnlich wie bei einem Eisberg ist der Ayer’s Rock nur
die Spitze einer Gesteinsschicht, die aus dem Boden tritt. Je nach
Wetterbedingungen kann das Gestein blass oder leuchtend rot aussehen, besonders
bei Sonnenuntergang ist das Rot extrem stark. Die verschiedenen Farben werden
auch als die Stimmungslagen des Uluru bezeichnet.
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Das Geländer dient als einzige Unterstützung für den Aufstieg |
Der 1.325 km² große Nationalpark in dem der Uluru steht hat
das seltene Privileg UNESCO-Weltnatur- und kulturerbe zu sein. Die doppelte
Eintragung wurde durch die seit 50.000 Jahren dort lebenden Aborigines, den
Anangu, veranlasst. Für die Ureinwohner ist der Ayer’s Rock ein heiliger Berg,
der von ihrer „Traumzeit“-Sage einen besonders heilige Bedeutung hat. Einem
Außenstehenden fällt es schwer die „Traumzeit“ zu verstehen. Das Kulturzentrum
nahe des Ulurus versucht deshalb ein wenig Abhilfe zu schaffen. Dort wird man unter
anderem auch über die Sitten, Bräuche und Lebensweise der Aborigines gelehrt.
Es ist erstaunlich wie sie über Jahrtausende in dem lebensfeindlichen Gebiet
überleben konnten. Der große rote Fels mitten in der Wüste bot ihnen Schutz vor
der Sonne und wilden Tieren. So ist es durchaus verständlich warum sie den Fels
als heilig ansehen und ihn heutzutage vor den großen Touristenmassen schützen
wollen. Es gibt 3 Wanderwege um den Ayer’s Rock herum und auch einen einzigen
öffentlichen Aufstieg. Der Aufstieg ist jedoch sehr steil und aufgrund des
rutschigen Gesteins kommen immer wieder Menschen ums Leben. Circa 30 Stück hat
der Fels schon auf dem Gewissen, deshalb wird die Besteigung nur unter
strengsten Bedingungen freigegeben. Außerdem wird immer wieder darauf
hingewiesen, dass die Aborigines eine Besteigung nicht wünschen, da sie “bei
einem Todesfall in tiefste Trauer fallen“.
Auch wenn man sich nur für die Wanderwege entscheidet, ist
auch auf einiges zu achten. Die Sonne ist hier unerträglich stark, die Durchschnittstemperatur
tagsüber liegt im Sommer bei 40°C. Außerdem trägt die schwache Ozonschicht über
Australien zusätzlich zu einer höheren UV-Belastung bei, deshalb sind Wanderungen
nur mit langer Bekleidung, Kopfbedeckung und starkem Sonnenschutzmittel
angeraten. Als wäre das noch nicht genug muss man auch darauf achten nicht
auszutrocknen, ein Liter Wasser pro Stunde soll man zu sich nehmen, um nicht
auszutrocknen.
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Kata Tjuta |
Zwei Tage haben wir im Nationalpark verbracht, in dem es
neben dem Uluru die nicht ganz so bekannten Kata Tjuta („Olgas“) gibt. 30
Kilometer Luftlinie sind die Olgas und der Uluru auseinander. Kata Tjuta
bedeutet wörtlich übersetzt „Die Köpfe“ und spielt auf die 32 Felsen, die wie
Köpfe aus dem Boden ragen, an. Sie bestehen aus dem gleichen Gesteinsmaterial
wie der Ayer’s Rock, nur dass sie nicht einen großen Fels bilden, sondern es
mehrere begehbare Schluchten zwischen ihnen gibt. Der höchste „Kopf“ ist sogar
um knapp 200 Meter höher als der Uluru und liegt damit auf 564 Meter über dem Boden.
Am Nachmittag des zweiten Tages ging es mit dem Mietwagen in
die nächste große Stadt Alice Springs. Alice Springs ist Wohnort für 22.000
Einwohner und liegt über 400 Kilometer vom Uluru-Kata Tjuta-Nationalpark
entfernt. Die Fahrt durchs Outback hat knapp 5,5 Stunde gedauert und es hat
meine Erwartungen absolut erfüllt. Neben der geteerten Straße gab es rechts und
links davon wirklich nichts. In den Schatten der Büsche sah man ab und zu ein
paar Kängurus oder Dingos schlafen. Die Beseitigung des „Road Kill“ (so nennt
man überfahrenes Getier) wird ganz natürlich von den in Australien heimischen
Keilschwanzadlern erledigt. Der Keilschwanzadler hat eine Spannweite von bis zu
2,8 Meter und ist somit der größte Raubvogel der Welt.
Beeindruckend war die Reise zu einem der bekanntesten Wahrzeichen
Australiens allemal. So stellt man sich schließlich auch Australien vor oder?
Ich hoffe, ihr hattet alle ein frohes Weihnachtsfest. Vielen Dank fürs
Lesen,
euer Lars