12 Uhr Mittag – Zeit zum Aufstehen. Müde und den Schlaf noch in den Augen schleppt man sich in die Küche und sucht nach etwas brauchbarem
zum Frühstücken. Die letzten beiden Scheiben Toast sehen noch ganz brauchbar
aus. Schnell die kleinen Schimmelpilz-Flecken abkratzen und ab in den Toaster.
Während das Toast langsam braun wird, macht man sich Gedanken darüber, was man
heute denn mal sinnvolles machen kann – im Internet nach Jobs suchen oder doch
direkt im Laden fragen; sein RSA* machen oder einen Weiterbildungs- Workshop
besuchen, um überhaupt etwas dem zukünftigen Arbeitgeber vorlegen zu können; die
anderen Hostelkollegen nach Jobs fragen oder wie wäre es einfach endlich
seinen CV fertig zu schreiben? Zu viele Fragen, keine Antwort. Das Toast
springt aus dem Toaster. Nach der kargen Mahlzeit geht es unter die Dusche, von
der die Einkaufsliste für heute nochmal durchgegangen wird.
Im Supermarkt hat man sich immer noch nicht an die Preise
gewöhnt, deshalb entscheidet man sich bei den meisten Produkten für die
deutlich günstigere Hausmarke. Natürlich versucht man die Reste der Vortage
auch zu verbrauchen. Deshalb ist es gar nicht so einfach im Kopf ein Menü
zusammen zustellen, dass auch noch die Reste berücksichtigt. Das Menü für
heute: Hähnchenbrustfilet mit Reis, Zucchini, Paprika und Zwiebel. Die
Kochkünste sind zwar noch nicht die besten, aber ich schaff es, dass nichts
anbrennt und halbwegs essbar schmeckt.
Jeden Tag wird man hier daran erinnert sich doch endlich
einen Job zu suchen. Jeder Dollar schreit einen förmlich an: „Mich kannst du
bald nicht mehr leisten!“ Vielleicht dramatisiere ich auch ein wenig. Es ist
schließlich nicht so, dass ich ohne Geld hierhergekommen bin und ich habe für
Australien auch schon in Deutschland gearbeitet, aber je länger man hier ohne
Arbeit ist, desto öfter kommt einem das Gefühl auf bis jetzt nur auf Prass
gelebt zu haben. Allerdings muss man auch sagen, dass ich nicht wirklich viel
unternommen habe einen Job zu bekommen. Immer wenn man denkt, dass man jetzt
doch etwas machen könnte, kommt wieder etwas scheinbar viel wichtigeres
dazwischen. Sei es ein FIFA-Turnier auf der Playstation mit den anderen Gästen
oder das Fernsehprogramm. Übrigens besteht das Fernsehprogramm hier wesentlich
aus Werbung. Alle 10 Minuten wird ein Film unterbrochen, um immer wieder die
gleiche Werbeschleife zu zeigen.
Genug zum Alltag, der sich auch nur so abgelaufen hat, weil
ich noch krankheitsbedingt im Hostel bleiben sollte und wenig außerhalb machen
konnte. Mein Magen-Darm hatte sich die Tage noch einmal so schlimm entwickelt,
dass ich am Mittwoch das Krankenhaus besuchen musste. Alle Tests, die dort
gemacht wurden, stellten sich als gut bzw. positiv heraus und nachdem ich genug
Schmerzmittel verabreicht bekommen hab, ging es auch wieder bergauf.
Langsam scheint der
Virus wieder zu gehen, weshalb ich mich heute fit genug gefühlt habe ein
Konzert der australischen Band „The Beards“ zu besuchen. Eine Band, die es sich
zur Aufgabe gemacht hat über Bärte zu singen. Bärte sind in Australien eine
echte Lebenseinstellung, nicht nur für die Band. Beinah jeder Australier trägt
hier Bart und da ich mich hier eingliedern will, hab auch ich mich in den
Barttrend eingereiht und lasse meine Männlichkeit in vollem Maß sprießen, spart
übrigens auch Rasiermittel.
Eingang des "Crown-Komplexes" |
Das Konzert war jedoch ausverkauft und wir besuchten spontan
das „Crown“ Casino in Melbourne. Der Crown-Komplex gleicht einer riesigen
Unterhaltungsabteilung. Man findet neben Restaurants und Einkaufsläden auch das
größte Casino Melbournes. Die Kleiderordnung beschränkt sich nicht mehr nur auf
Anzug, sondern auch mit Pulli und Jeans ist einem der Eintritt gewährt.
Allerdings fühlt man sich mit letzterem doch ein wenig „under dressed“. Gut
besucht war das Casino allemal, beinahe überfüllt. Ich habe noch nie so viele
Menschen auf einem Haufen gesehen, die ihr Geld loswerden wollen. Getrieben von
den bunten Lichtern und anderen Spielern, haben auch wir Fortuna
herausgefordert. Leider ohne Erfolg, aber mit jeder Mengen neuen Eindrücken. Es
war schließlich der erste Besuch eines richtigen Casinos und eine gute
Alternative zu den „Bärten“.
Nächste Woche wollen wir uns auf die Suche nach einem Job
machen, also freut euch auf etwas Neues.
See you,
Lars
*Das RSA (Responsible Service of Alcohol) ist ein Zertifikat, dass den Ausschank von Alkohol, z.B. als Kellner an den Kunden, erlaubt. Um es zu bekommen muss ein Kurs mit anschließendem Test gemacht werden, der natürlich nicht kostenlos ist.
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