Sonntag, 4. November 2012

Melbourne - Alles Alltag?


12 Uhr Mittag – Zeit zum Aufstehen. Müde und den Schlaf noch in den Augen schleppt man sich in die Küche und sucht nach etwas brauchbarem zum Frühstücken. Die letzten beiden Scheiben Toast sehen noch ganz brauchbar aus. Schnell die kleinen Schimmelpilz-Flecken abkratzen und ab in den Toaster. Während das Toast langsam braun wird, macht man sich Gedanken darüber, was man heute denn mal sinnvolles machen kann – im Internet nach Jobs suchen oder doch direkt im Laden fragen; sein RSA* machen oder einen Weiterbildungs- Workshop besuchen, um überhaupt etwas dem zukünftigen Arbeitgeber vorlegen zu können; die anderen Hostelkollegen nach Jobs fragen oder wie wäre es einfach endlich seinen CV fertig zu schreiben? Zu viele Fragen, keine Antwort. Das Toast springt aus dem Toaster. Nach der kargen Mahlzeit geht es unter die Dusche, von der die Einkaufsliste für heute nochmal durchgegangen wird.
                   Im Supermarkt hat man sich immer noch nicht an die Preise gewöhnt, deshalb entscheidet man sich bei den meisten Produkten für die deutlich günstigere Hausmarke. Natürlich versucht man die Reste der Vortage auch zu verbrauchen. Deshalb ist es gar nicht so einfach im Kopf ein Menü zusammen zustellen, dass auch noch die Reste berücksichtigt. Das Menü für heute: Hähnchenbrustfilet mit Reis, Zucchini, Paprika und Zwiebel. Die Kochkünste sind zwar noch nicht die besten, aber ich schaff es, dass nichts anbrennt und halbwegs essbar schmeckt.
Jeden Tag wird man hier daran erinnert sich doch endlich einen Job zu suchen. Jeder Dollar schreit einen förmlich an: „Mich kannst du bald nicht mehr leisten!“ Vielleicht dramatisiere ich auch ein wenig. Es ist schließlich nicht so, dass ich ohne Geld hierhergekommen bin und ich habe für Australien auch schon in Deutschland gearbeitet, aber je länger man hier ohne Arbeit ist, desto öfter kommt einem das Gefühl auf bis jetzt nur auf Prass gelebt zu haben. Allerdings muss man auch sagen, dass ich nicht wirklich viel unternommen habe einen Job zu bekommen. Immer wenn man denkt, dass man jetzt doch etwas machen könnte, kommt wieder etwas scheinbar viel wichtigeres dazwischen. Sei es ein FIFA-Turnier auf der Playstation mit den anderen Gästen oder das Fernsehprogramm. Übrigens besteht das Fernsehprogramm hier wesentlich aus Werbung. Alle 10 Minuten wird ein Film unterbrochen, um immer wieder die gleiche Werbeschleife zu zeigen.
Genug zum Alltag, der sich auch nur so abgelaufen hat, weil ich noch krankheitsbedingt im Hostel bleiben sollte und wenig außerhalb machen konnte. Mein Magen-Darm hatte sich die Tage noch einmal so schlimm entwickelt, dass ich am Mittwoch das Krankenhaus besuchen musste. Alle Tests, die dort gemacht wurden, stellten sich als gut bzw. positiv heraus und nachdem ich genug Schmerzmittel verabreicht bekommen hab, ging es auch wieder bergauf.
Langsam scheint der Virus wieder zu gehen, weshalb ich mich heute fit genug gefühlt habe ein Konzert der australischen Band „The Beards“ zu besuchen. Eine Band, die es sich zur Aufgabe gemacht hat über Bärte zu singen. Bärte sind in Australien eine echte Lebenseinstellung, nicht nur für die Band. Beinah jeder Australier trägt hier Bart und da ich mich hier eingliedern will, hab auch ich mich in den Barttrend eingereiht und lasse meine Männlichkeit in vollem Maß sprießen, spart übrigens auch Rasiermittel.
Eingang des "Crown-Komplexes"
Das Konzert war jedoch ausverkauft und wir besuchten spontan das „Crown“ Casino in Melbourne. Der Crown-Komplex gleicht einer riesigen Unterhaltungsabteilung. Man findet neben Restaurants und Einkaufsläden auch das größte Casino Melbournes. Die Kleiderordnung beschränkt sich nicht mehr nur auf Anzug, sondern auch mit Pulli und Jeans ist einem der Eintritt gewährt. Allerdings fühlt man sich mit letzterem doch ein wenig „under dressed“. Gut besucht war das Casino allemal, beinahe überfüllt. Ich habe noch nie so viele Menschen auf einem Haufen gesehen, die ihr Geld loswerden wollen. Getrieben von den bunten Lichtern und anderen Spielern, haben auch wir Fortuna herausgefordert. Leider ohne Erfolg, aber mit jeder Mengen neuen Eindrücken. Es war schließlich der erste Besuch eines richtigen Casinos und eine gute Alternative zu den „Bärten“.

Nächste Woche wollen wir uns auf die Suche nach einem Job machen, also freut euch auf etwas Neues.

See you,
Lars

*Das RSA (Responsible Service of Alcohol) ist ein Zertifikat, dass den Ausschank von Alkohol, z.B. als Kellner an den Kunden, erlaubt. Um es zu bekommen muss ein Kurs mit anschließendem Test gemacht werden, der natürlich nicht kostenlos ist.

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