Dienstag, 11. Juni 2013

Australiens Osten - Teil 1

Australiens Ostküste ist am dichtesten besiedelt und auch von den meisten Touristen überlaufen. Unsere Stationen sind Sydney - Brisbane - Airlie Beach - Cairns - Sydney. Da sich die Ostküste über mehr als 2000 Kilometer erstreckt, ist es schwer in den 2,5 Wochen, die meine Mutter mich besucht, alles sehen zu können. Aufgrund des geringen Zeitbudgets haben wir auch für fast alle Stationen Flüge gebucht, denn es ist wesentlich zeitsparender sich für anderthalb Stunden in den Flieger zu setzen als 12 Stunden mit dem Bus zu fahren.
„The three sisters“ – Die drei Schwestern gehören zu
einer 
Erzählung der Traumzeit 
 Jamison Valley – in der Mitte steht der Orphan Rock,
der in etwas die gleichen Maße wie der Uluru besitzt
Nachdem wir 3 Tage in Sydney verbracht haben und das übliche Touristenprogramm zu machen. Am letzten Tag unseres Aufenthaltes in Sydney sind wir mit dem Zug in die angrenzenden Blue Mountains gefahren. Der Name kommt von dem blauen Nebel, der durch die Verdunstung der Ätherischen Öle der Eukalyptus Bäume entsteht. Die „blauen Berge“ zählen seit 2000 wegen der Artenvielfalt der Eukalyptus Bäume zum Weltkulturerbe. Sie wurden seit über 14000 Jahren von den Aborigines bewohnt. Ähnlich wie am Ayer’s Rock haben die Aborigines Teile der Natur der Traumzeit gedeutet. So gibt es einige Sehenswürdigkeiten wie beistehend zu sehen.      

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Die Lagune von Brisbane - im Hintergrund das CBD
Am nächsten Tag ging es nach Brisbane. Brisbane ist Australiens drittgrößte Stadt und fasst circa 1,8 Millionen Einwohner. Sie ist zugleich die Hauptstadt des Staates Queensland, der der zweitgrößte Staat Australiens ist. Brisbane ist eine ruhige Stadt und nicht so touristisch ausgelegt wie Sydney. Das Stadtzentrum ähnelt am Abend keinesfalls einer Millionenstadt, eher der  einer Geisterstadt. Das Stadtzentrum ist 25 Kilometer vom Pazifischen Ozean entfernt. Die Stadt ist durch einen Fluss geteilt über den mehrere Brücken führen. Um nicht jedes Mal die 25 Kilometer zum Meer zurückzulegen, wurde von der Stadt eine künstliche Lagune angelegt, die auch mit den – für Australien typischen und kostenlosen – BBQs ausgestattet.
Koalas im "Koala Sanctuary"
Während unsere Aufenthaltes sind wir in die umworbene Koala Sanctuary gegangen, welches das erste „Koala-Krankenhaus“ ist und bis heute auch noch das größte. Neben Koalas sind auch australische Tiere wie Kängurus, Emus, Schnabeltiere, Krokodile, Echsen und dem tasmanischen Teufel zu sehen. Leider ist es alles sehr touristisch ausgelegt, was mich ein wenig gestört hat, dennoch war es ganz nett anzusehen.
Einige Inseln, der insgesamt 74 Stück
Von Brisbane ging es mit dem Flugzeug nach Airlie Beach, welches ca. 1000 Kilometer nördlich von Brisbane entfernt liegt. Airlie Beach ist eine kleine Stadt, die direkt am pazifischen Ozean liegt und den aktivsten Hafen Australiens besitzt. Hier laufen nicht etwa Kreuzfahrtschiffe oder Containerschiffe ein, sondern zum Großteil Segelboote. Airlie Beach liegt 30 Kilometer von den Whitsunday Islands entfernt. Die Whitsundays sind nachdem englischen Wort für den Pfingstsonntag benannt, weil sie angeblich an diesem Tag entdeckt wurden. Heutzutage weiß man allerdings, dass sich der Entdecker um einen Tag geirrt hat. Die Inseln sind nach der Eiszeit entstanden als der Meeresspiegel stieg und das Land von so großen
Whitehaven Beach
Wassermassen geflutet hat, dass nur noch die Berggipfel über dem Wasser zu sehen sind. Insgesamt bestehen die Whitsunday Islands aus 74 Inseln, sie beherbergen zudem auch den Whitehaven Beach, der zu den schönsten 10 Stränden der Welt zählt. Der Sand des Strandes ist so weiß und fein, dass der Sand nicht von der Sonne aufgeheizt wird.
Man kann Airlie Beach nicht direkt per Flugzeug erreichen, sondern muss entweder nach Hamilton Island fliegen, welches direkt auf den Whitsundays liegt oder man fliegt nach Proserpine, das 30 Kilometer im Landesinneren liegt. Wir haben uns für Proserpine entschieden. Der Flughafen erwartet am Tag dort gerade einmal 2 Landungen und ist bis auf das Nötigste reduziert. Nach der halbstündigen Fahrt sind wir an unserem Hotel angekommen und konnten unsere ersten Eindrücke über Airlie Beach sammeln. Die Hauptstraße ist von einer großen beidseitigen Baustelle überzogen und es sind hauptsächlich Backpackerhostels und Bars an der Straße zu finden. So war die Ähnlichkeit des majorkanischen Ballermanns nicht weit hergeholt. Unser Hotel lag weiter außerhalb, welches wir sehr begrüßt haben.
Natürlich haben wir uns auch für einen Segeltörn um die Whitsunday Islands entschieden, welches ein absolutes Muss ist und auch von jedem Reiseführer strengstens empfohlen wird. Wir haben uns für eine Tour über 2 Nächte entschieden. Unser Katamaran fasste 10 Personen – 8 Gäste und 2 Crewmitglieder. Am Nachmittag sollten wir uns alle am Hafen treffen, um unsere Reise zu beginnen. Es dauert 2 bis 3 Stunden bis wir unseren ersten Anlaufpunkt an den Whitsundays erreicht hatten. Das Meer war recht ruhig, sodass wir keine schauklige Überfahrt hatten und am Punkt angekommen lagen wir im Schutze der Inseln, sodass man beinahe vergaß auf dem Wasser zu sein. Die einbrechende Dunkelheit machte es schwer ein paar der Inseln richtig zu sehen. Doch der Nachthimmel, der sich im Laufe der Zeit über uns bildete, zeigte klare Sterne wie man sie noch nie zuvor gesehen hat.
Am nächsten Morgen fuhren wir aus unserer geschützten Stellung zum bereits genannten Whitheaven Beach. Die Fahrt dorthin dauerte erneute 2,5 Stunden. Das Meer war dieses Mal etwas stürmischer, sodass einige an Bord seekrank wurden – meine Wenigkeit natürlich ausgeschlossen. An der Insel angekommen, gingen wir zuerst eine kleine Strecke durch den Wald. Hier leben tellergroße Spinnen, Riesenechsen und einige Vogelarten. Über den angelegten Weg ist auch eine Aussichtsplattform zu erreichen von der man einen großartigen Überblick hat. Dadurch, dass das Wasser so flach ist, trifft man hier auf viele Rochen, die sich sonnen. Von der Plattform sind diese durch kreisförmige dunkle Flächen zu sehen.
Die übrigen 30 Stunden haben wir an verschiedenen Riffen verbracht, um zu Schnorcheln und Schwimmen. Endresultat: von den 74 Inseln betritt man schließlich nur eine. Dennoch war die Reise sehr empfehlenswert.
Mein Adoniskörper gefangen
im Taucheranzug
Unser nächstes Ziel war „Cairns – Das Tor zum Great Barrier Reef“, so wird es angepriesen. Cairns fasst ca. 100.000 Einwohner und liegt ungefähr 1.700 Kilometer nördlich von Brisbane. Umgeben vom australischen Regenwald liegt Cairns so nah am Äquator, dass hier die Jahreszeiten aussetzen und das Wetter maßgeblich von Regen- und Trockenzeit bestimmt wird. Das Great Barrier Reef ist, wie die meisten irrtümlich vermuten, nicht ein einzig großes und zusammenhängendes Korallenriff, sondern besteht aus vielen kleineren. Dennoch ist es so groß, dass man es vom Weltall aus erkennen kann. Jeden Tag werden von Cairns Touristenmassen ans dorthin geschifft - darunter auch wir. Früh morgens um 8 Uhr geht es los. Anderthalb Stunden braucht das Boot hinaus zum Riff. Schnorcheln ist im Preis mit inbegriffen, nur für das Tauchen muss man Aufpreis zahlen. Wer keinen Tauchschein hat, der kann an einem Einführungskurs
teilnehmen. Für mich war es das erste Mal Tauchen und ich war fasziniert von der Unterwasserwelt sowie vom Tauchen. Die Fische an den Korallen haben sich entweder schon so an die Touristen gewöhnt oder sie sind einfach nur neugierig, denn sie haben nicht wirklich Angst vor einem. Die aufregendste Begegnung war wohl die mit einem Hai. Obwohl er nicht besonders groß war, war es beeindruckend zu sehen mit welcher Ruhe und Selbstverständlichkeit er am Riff entlang schwamm.
Sehr poetisches Bild mit mir auf dem Whitehaven Beach
Nachdem wir am wohl bekanntesten Riff der Welt waren, ging es wieder zurück zur bekanntesten Stadt Australiens: Sydney. Von hier trat meine Mutter wieder die Rückreise an, während ich noch gut 2 Wochen in Australien habe, über die ich im nächsten Beitrag schreiben werde.
Bis dahin, danke sehr für’s Lesen.

Lars 

Montag, 20. Mai 2013

Ich bin wieder hier...


Vor über 3 Monaten hab ich mich aus dem Staub gemacht und euch uninformiert gelassen. Was in der Zwischenzeit passiert ist:
Von Perth bis in den Süden West Australiens in das Städtchen Albany und wieder in die zweite Heimat nach Melbourne. Immer auf der Suche nach Arbeit, die leider nicht an jeder Ecke wartete. In Perth habe ich zuerst mein Glück versucht.
Perth zählt mit seinen 1,65 Millionen zur viertgrößten Stadt Australiens. Das Stadtzentrum von Perth liegt 10 Kilometer Luftlinie vom indischen Ozean entfernt und grenzt direkt an das Ufer des Swan Rivers. Die Stadt ist die sonnenreichste Bundeshauptstadt Australiens mit 10 bis 14 Stunden Sonne am Tag. Im Sommer können Temperaturen von bis zu 46°C erreicht werden. Temperaturen von knapp über 40°C habe ich miterlebt in Perth, aber auch an den „kühleren“ Tagen bei Temperaturen von 35°C, war es nicht möglich sich 30 Minuten draußen aufzuhalten ohne nassgeschwitzt zu sein. Die Sonne brennt richtig auf der Haut, hier sind doch die Auswirkungen des Ozonlochs über Australien stark zu bemerken. Perth ist die wohlhabendste Stadt Australiens, durch die vielen zugezogenen Minenarbeiter. Ich habe ein paar Minenarbeiter kennengelernt und sie berichteten, dass es ein harter, aber sehr gut bezahlter Job ist. Sie arbeiten meist 3 Wochen am Stück und werden dann für eine Woche wieder aus den Arbeiterlagern ausgeflogen.
In Perth habe ich anderthalb Wochen verbracht, bin zu Jobagenturen gegangen, habe Farmer in der Nähe von Perth angerufen, doch niemand hatte Arbeit für mich. Länger wollte ich nicht mehr in Perth verbringen, die Hostels waren teuer, die Stadt war zwar schön, aber ich wollte etwas von der Natur in West Australien sehen. So bin ich kurzerhand nach Albany gefahren. 400 Kilometer von Perth entfernt.
Albany ist die drittgrößte Stadt von West Australien, obwohl sie nur knapp 25.000 Einwohner fasst. Sie liegt am größten natürlichen Hafen Australiens und war im 19. Jhd. das Weltzentrum für Walfang. In der Nähe von Albany gibt es eine große Anzahl von Nationalparks, indem auch der höchste Punkt West Australiens befindet, der Bluff Knoll auf dem es sogar im australischen Winter schneien kann. In den ersten beiden Tagen bin ich mit ein paar anderen Leuten aus dem Hostel in die umliegenden Nationalparks gefahren. Der Südwesten von Australien weist eine sehr kontrastreiche Landschaft auf mit sattgrünen Busch- und Baumstreifen und tiefblauem Meer.
Doch auch hier war die Jobsuche nicht so erfolgreich gewesen, obwohl ich Anrufe getätigt habe und mit meinem Lebenslauf von einem Laden in den nächsten gelaufen bin. Nach 2 Wochen hat es mir gereicht und ich bat Tim bei seiner Agentur in Melbourne für Arbeit für mich zu fragen. Am Wochenende drauf saß ich auch schon im Flugzeug von Perth nach Melbourne. Es gab endlich Arbeit für mich. Nachdem ich bei der Agentur registriert wurde, konnte ich am nächsten Tag bereits arbeiten. Obwohl es nur anspruchslose Fabrikarbeit war und ich in der Woche nur 3 bis 4 Tage gearbeitet habe, hat es dennoch zum Sparen gereicht.
Meine letzten 3 Monate habe ich also in Melbourne verbracht. Ich habe viele neue Freunde gefunden, konnte mir endlich mal leisten Essen zu gehen und habe ab und zu in der Woche gearbeitet. So war es schwer sich wieder zu verabschieden und wieder einmal nach Sydney zu fliegen, wo ich meine Mutter zum Besuch empfangen habe. Nun geht das Reisen wieder los, also freut euch, nach einer sehr langen Pause, wieder auf viele Bilder und Berichte.

Bis zum nächsten Eintrag, der früher als der jetzige kommen wird…versprochen.
Liebe Grüße
Lars

Montag, 21. Januar 2013

Eine Zugfahrt, die ist lustig, eine Zugfahrt, die ist...


Ein Gefühl von Abenteuerlust überkam ihm als er so darüber nachdachte was ihm jetzt eigentlich bevorstand. Es war der Donnerstagabend und er war auf dem Weg zum Bahnhof in Adelaide. Der Schweiß sammelte sich langsam an Bauch und Rücken, die von den beiden Rucksäcken bedeckt waren. 35 Grad waren für heute gemeldet worden. Das Gewicht der zwei Tragetaschen zog an ihm und hinderte ihn an einem normalen Schritttempo. Zuvor hatte er sich die Strecke im Internet angesehen. Gut 2 Kilometer, die man in einer halben Stunde schaffen konnte.

Um 18.40 sollte der Zug mit ihm nach Perth fahren. 41 Stunden durch halb Australien. Solch eine lange Zeit in einem Zug ist auch für ihn etwas Neues. Die Male, die er daheim in Deutschland gefahren ist, stehen in keinerlei Relation zu dem was ihm heute bevorsteht. Auf der Internetseite des Zuganbieters wurde versucht zu beschreiben, was man alles in den 41 Stunden sehen sollte: Atemberaubende Landschaftszenen wie die unendliche Weite der „Nullarbor Plain“, das idyllische „Avon Valley“ und der expandierende „Wheat belt“.

Die Wagonfarbe war Aluminiumsilber. Ein Wagon neben dem anderen. Einige besaßen das gelbe Logo „Indian Pacific – Sydney Adelaide Perth“; in der Mitte des Logos war ein Keilschwanzadler mit ausgestreckten Flügeln zu sehen. Vom Bahnsteig aus war kein Ende des 400 Meter langen Gefährts zu erkennen. Er fragte sich, wie es überhaupt möglich sei das gewaltige Gewicht von Zug, Gepäck und Personen in Bewegung zu setzen. Nachdem er von einem Angestellten begrüßt wurde, suchte er an den über den Fenstern angebrachten Nummern nach der 21. Ein Fensterplatz – gottseidank. Endlich konnte er das Gewicht von Rucksäcken und Tragetaschen niederlegen und er merkte wie leicht man sich ohne zusätzliches Gewicht bewegen kann.

„Wir durchqueren jetzt für 700 Kilometer die Nullarbor Plain, wobei wir für 478 Kilometer keine einzige Kurve fahren“, ertönte es aus den Lautsprechern des Zuges, „Damit hält die Strecke den Rekord für die längste Gerade der Welt. Die Nullarbor Plain wurde nach den, sehr treffenden lateinischen, Worten „nullus“ für „kein“ und „arbor“ für „Baum“ benannt.“ Es ist bereits der nächste Morgen. Den Umständen entsprechend hatte er recht gut geschlafen, denn die Beinfreiheit des Zuges ist um einiges großzügiger als in Bussen oder Flugzeugen. Gestern Abend fuhren sie noch durch die halbwegs vegetationsreiche Landschaft hinter Adelaide und jetzt konnte man aus dem großen Zugfenster nur noch zentimeterhohe Büsche sehen. Dazwischen sah man den roten Sand aufblitzen. Mehr gab es nicht – wirklich nichts. Er musste zugeben, dass man den Namen der Wüste gut gewählt hatte. Doch gerade dieses „Nichts“ faszinierte ihn unheimlich. Auf einem scheinbar überbevölkerten Planeten, auf dem sich Menschen gegenseitig die Köpfe einschlagen und Mutter Erde nach und nach zerstören, gab es wirklich noch Orte, die so unberührt und scheinbar so primitiv sind wie diesen hier. Es gab nichts was einen ablenken konnte, es gab nur den unbevölkerten Boden und den Himmel. Man vergisst, dass man selbst gerade in einem Zug sitzt und wird immer mehr und mehr von der Natur angezogen. Weit und breit gibt es keine Sorgen, keine Verpflichtungen, keine Zwänge, keine Nöte, dachte er bis er wieder von einer Herde von freilaufenden Kamelen, die auf einmal am Zugfenster erschienen, zurück in den Zug geholt wurde. Zeit zu duschen!

„Wir werden einen Zwischenstopp in „Cook“ einlegen. Dieses kleine Dorf wurde 1917, während dem Bau der Eisenbahnstrecke, errichtet und wurde nach dem sechsten australischen Prämie-Minister Joseph Cook benannt. Heutzutage leben bis zu 4 Menschen in dem abgelegenen Dorf. Es dient lediglich zum Auffüllen der Tankreserven der Eisenbahn und als Unterkunft für die Lokomotivführer. Sie können eine halbe Stunde auf dem Gelände verbringen. Wenn die Feuersirene ertönt, kommen Sie bitte wieder an Bord“, erklang es aus den Lautsprechern. Ein paar heruntergekommene Häuser erinnerten an die Zeit früherer Tage. Um die wenigen Häuser standen die vermutlich einzigen Bäume der Wüste. Ein Würfel zwischen den Eisenbahnschienen und dem ersten Haus weist noch einmal stolz auf die längste Gerade der Welt hin. Es war bereits später Vormittag, doch die Hitze lies noch auf sich warten, es waren angenehme 25 Grad. Das Zeitlimit von 30 Minuten erlaubte keine großen Wanderungen vom Zug entfernt, sodass es lediglich zur Besichtigung des Ortes reichte. Beeindruckend empfand er den Kontrast zwischen dem im Nichts gebauten Häusern und der eigentlich gnadenlosen Härte und Hitze der Wüste. Selbst in diesem lebensfeindlichen Gebiet hat der Mensch schon seine Fußstapfen gesetzt - eine Frage der Zeit bis es auch hier lukrativ wird zu leben, dachte er. Die Feuersirene ertönte.

Aus dem Fahrplan wusste er, dass der Zug von den 41 Stunden Fahrtzeit für 3 Stunden in Kalgoorlie hält. Kalgoorlie lag bereits im Staat Western Australia, welcher eine Gesamtbevölkerung von 2,2 Millionen besitzt von denen allein in der Staatshauptstadt Perth 1,7 Millionen leben. Western Australia ist der größte Staat Australiens und ist somit sieben Mal so groß wie Deutschland. Die Dämmerung trat bereits ein als der Zug den Bahnhof der 10.000-Einwohner-Stadt erreichte. Das Handy hatte auch nach 21 Stunden wieder Empfang – man kam also langsam wieder in Richtung Zivilisation. Da es dunkel wurde, nutze er nicht die Zeit sich die Stadt anzuschauen, vielleicht war er auch zu bequem. Es war noch angenehm warm so wie man es aus Sommernächten in Deutschland kennt. Die Stadt war um die Zeit nicht sonderlich belebt, lediglich die Reisenden aus dem Zug schienen gerade die Stadt zu füllen und ihr ein wenig Leben einzuhauchen. Natürlich haben es die Weltkonzerne wie McDonalds und Burger King, wo er die 3 Stunden verbrachte um den Akku seines Laptops wieder aufzuladen, auch in diese Stadt geschafft.

„Guten Morgen meine Damen und Herren, schon seit gestern Abend sind wir in Western Australia und sie müssen ihre Uhren um zweieinhalb Stunden zurück stellen. Es ist jetzt sieben Uhr morgens“, begrüßte die Stimme des Lautsprechers die Fahrgäste zum dritten Tag der Reise seit Adelaide. Letzte Nacht hatte er sogar besser geschlafen als die davor, vielleicht gewöhn ich mich langsam an diese langen Zugreisen, dachte er. Das Buch, welches er aus Deutschland bekommen hatte, hat er bereits ausgelesen.
Wenn man abgeschnitten von Internet und elektronischen Geräten, kommt man eben zurück auf die stromlosen Unterhaltungsmedien. In 2 Stunden würde er in Perth ankommen. Die Zugfahrt ging schneller vorbei als gedacht. Kein Vergleich zu einem langweiligen Flug, der nur 3 Stunden dauern würde und man nichts außer Wolken sehe. Das wahre Australien lässt sich wahrscheinlich nur auf dem Landweg erkunden, auch wenn es Tage beansprucht die Strecken zurückzulegen. Wenn ich wieder in Perth ankomme, bin ich wieder auf mich allein gestellt. In jeder Stadt das gleiche. Immer muss ich mich zuerst orientieren, meine Unterkunft finden, von da aus den nächsten Supermarkt, zwischen durch noch ein wenig Sightseeing. Aber genau das wollte ich doch auch vor 3 Monaten als ich meinen Rucksack gepackt habe und in den Flieger gestiegen bin. Ein wenig Routine lässt sich jedoch feststellen, auch wenn so einen Alltag nicht jeder Bürger Deutschlands hat, dachte er.


Vielen Dank für unglaubliche 3.000 Seitenaufrufe. Ich bin begeistert, dass doch so viele sich die Zeit nehmen und meine Reiseberichte lesen. Ihr seid spitze!
Bis zum nächsten Bericht,
Lars

Donnerstag, 10. Januar 2013

Lange nichts geschrieben, dennoch viel passiert


Lange nichts geschrieben, dennoch viel passiert. Mein letzter Eintrag ist schon etwas länger her, das liegt wahrscheinlich daran, dass ich nicht die Zeit gefunden habe etwas zu schreiben. Ich versuche die letzten Tage chronologisch aufzuarbeiten:
Nachdem wir am Abend in Alice Springs angekommen sind und von der längeren Autofahrt erschöpft waren, ging es nach einem Abendessen direkt ins Bett. Unser Flug von Alice Springs nach Adelaide, der 3 Stunden dauert, ging gegen Mittag am nächsten Tag, so hatten wir noch ein wenig Zeit am Morgen Alice Springs anzuschauen. Die 20.000 Einwohner Stadt bietet jedoch nicht so viel Sehenswertes, womit unser kurzer Aufenthalt auch gerechtfertigt war.
Die Zeit in Adelaide war leider zu kurz um davon zu berichten. Ein wirkliches Touristenprogramm erwartete uns am nächsten Morgen: Kangaroo Island. Unsere Tour wurde von dem Unternehmen „Sealink“ veranstaltet, das auch die einzige Fähre nach Kangaroo Island anbietet. Die Insel ist die drittgrößte Insel Australiens und ist 145 Kilometer lang, zwischen 900 Metern und 57 Kilometern breit und besitzt eine Fläche von 4405 km². Kangaroo Island ist durch seine Isolation verschont geblieben von europäischen Mitbringseln wie dem Kaninchen und dem Fuchs. Mehr als ein Drittel der Insel ist durch Nationalparks geschützt. Deshalb ist die Insel durch die erhalten-gebliebene Ursprungsvegetation bekannt. Die Fahrt von Adelaide bis zum Ablege-Punkt der Fähre dauert ca. anderthalb Stunden. Zwei Tage dauerte unsere Tour mit dem „Touristen-Bus“ bei der wir verschiedene Farmen, Naturparks und Sehenswürdigkeiten besuchten. Bei den Besichtigungen auf den Farmen und in den Naturparks wird man natürlich, ganz im Stile der Kaffeefahrten, nach der Besichtigung in die Shops geführt, in denen man sich mit Erinnerungskarten, -plüschtieren oder Farm-eigenen Produkten eindecken kann. Dass sich „Sealink“ damit eine goldene Nase verdient, ist nicht zu übersehen. Blendet man allerdings diesen Aspekt aus war es eine sehr unterhaltsame und kurzweilige Besichtigung bei der man wirklich alles Sehenswerte der Insel innerhalb kürzester Zeit gesehen hat, darunter:
Eine der größten Robbenkolonien
Australiens (Ausschnitt)
Bei einer Vogelschau 
Die populäre Pelikanfütterung
Bei einem Tierpark













Die "remarkable" Rocks
Admiral's Arch






























Nachdem wir spät am Abend wieder in Adelaide angekommen sind, blieb wieder keine Zeit um sich Adelaide anzuschauen. Am darauffolgenden Morgen hieß es für uns mit dem Mietwagen nach Melbourne zu fahren. 730 Kilometer für die wir über 10 Stunden gebraucht haben. Angekommen in Melbourne verspürte ich ein wenig das Gefühl nach Hause zu kommen, da ich mich in keiner anderen Stadt Australiens so gut auskenne und nirgendwo anders so viel Zeit verbracht habe als hier.
Nach der ersten Nacht in Melbourne war auch schon der letzte Tag des Jahres. Da Melbourne nicht für sein großartiges Feuerwerk bekannt ist, habe ich auch nicht viel erwartet. Dennoch war es für eine Vier-Millionen-Stadt enttäuschend. Von Dächern einiger Hochhäuser wurde das siebenminütige Spektakel abgefeuert und das war’s. Weder vor, während noch nach dem Feuerwerk war Stimmung, sodass die Menschenmenge kurzerhand schnell nach Hause kommen wollte. Nachdem ausfallenden Weltuntergang war es die nächste Enttäuschung.
2013 hat begonnen und für uns ging es nach Phillip Island, anderthalb Stunden Autofahrt von Melbourne entfernt. Philipp Island ist bekannt für die Pinguin-Parade, die jeden Abend stattfindet. Die in Australien heimischen Zwergpinguine landen nämlich jeden Abend an der Südküste der Insel und watscheln bis zu einem halben Kilometer landeinwärts um ihre Jungen zu füttern. Der Bekanntheitsgrad dieser Veranstaltung ist mittlerweile zu einem regen Massentourismus ausgewachsen, sodass auch Eintrittsgelder in Höhe von mindestens 20 Dollar pro Kopf fällig werden; ganz zum Schutze der Pinguine versteht sich. Über einen Holzsteg gelangt man zu den treppenförmig aufgebauten Sitzmöglichkeiten, auf denen man das Ereignis betrachten darf. Der Eintrittspreis steigt je nach „Sitzklasse“, so ist man bei 20 Dollar in der Holzklasse untergebracht und für 70 Dollar darf man exklusiv in der Premium-Klasse sitzen. Allerdings sitzen letztere nicht etwa auf Ledersitzen, sondern auf dem gleichen Holzmaterial, aber von einer anderen Sitzposition.
Kurz nach Sonnenuntergang, so wurde es prophezeit, kamen auch die ersten Pinguine an Land geschwommen. Uns wurde erzählt, dass sie auf die Dunkelheit warten um nicht von größeren Raubvögeln gesehen und gefasst zu werden. Nein, am Abend warten keine Raubvögel, sondern ein Publikum von mehreren Hundert Menschen, die es kaum erwarten können, die Pinguine in ihrem natürlichen Lebensraum zu stören. Da es dunkel war, war es schwer die Pinguine am Strand auszumachen, vielleicht habe ich deshalb nicht annähernd 700 Pinguine sehen können. Da war mir doch die geringe Anzahl an Pinguinen in Melbourne lieber, dort waren auch nur wenige Menschen und man konnte die Pinguine auch näher betrachten. Auf Philip Island stürmten dagegen nach einer halben Stunde seit der ersten Sichtung von Pinguinen alle auf den Holzsteg um die Fütterung der Jungen sehen zu können. Fotos sind übrigens die ganze Zeit weder mit noch ohne Blitz erlaubt, aber können im Kiosk nebenan gekauft werden.
Der 2. Januar war der letzte ganze gemeinsame Tag mit meinem Besuch, den wir auf der Great Ocean Road verbrachten. Was ich in ein paar Wochen gemacht habe, haben wir versucht in einem Tag zum machen. Die berühmte Straße fängt in Geelong, der zweit größten Stadt des Staates Victoria und einer Stunde Autofahrt von Melbourne entfernt, an und endet in Warrnambool. Die Gesamtstrecke beträgt ca. 300 Kilometer - eigentlich an einem Tag mit vielen Stopps machbar. Doch die Straße war dermaßen überfüllt, dass wir nicht einmal das Ende in Warrnambool erreichten, sondern schon in Port Campbell zurück fahren mussten. Für mich gab es nicht viel Neues zu sehen außer der Strecke nach Cape Otway auf der man extrem viele Koalas in den Bäumen direkt über der Straße sehen konnte.
Eine beliebte Schlafposition der Koalas
Am darauffolgenden Tag hieß es dann Abschied nehmen. Während ich in meinem altbekannten Hostel in Melbourne abgeliefert wurde, ging es für die anderen für die letzten Tage nach Sydney, wo sie dann nach Hause fliegen. Im Hostel waren immer noch ein paar alte Gesichter von früher und ich wurde auch herzlichst mit den Worten „Welcome back home“ empfangen. Desto leichter mir der Abschied so von dem Besuch aus Deutschland gemacht wurde, umso schwerer fiel es mir das Hostel nach 2 Nächten schon wieder zu verlassen. Denn letzten Samstag fuhr ich wieder nach Adelaide – diesmal mit dem Zug. 10,5 Stunden dauerte die Fahrt, die ich einige Tage zuvor mit dem Auto zurückgelegt habe.
"The Indian Pacific", der Ost und West verbindet
In Adelaide verbringe ich 5 Nächte, da ich auf meinen Anschlusszug nach Perth warte. Perth liegt am westlichen Ende von Australien und zwischen Adelaide und Perth liegen ca. 2500 Kilometer, sodass die Zugfahrt dorthin anderthalb Tage dauert. Bin mal gespannt, ob ich nach der Fahrt noch Zugfahren will.

Bis dann,
euer Lars